Bildungsmaterialien: Handreichungen-Zusammenstellung

Kompilation mit den drei bisher erschienenen pädagogischen Handreichungen

Der Kurzfilm Zoralipe – Empowerment und das zugehörige Bildungsmaterial thematisieren Aktivismus als Empowermentstrategie. Der Kurzfilm ist 2020 im Rahmen des Projekts Neviphen – Onlineplattform für Romnja* Power, unter der Leitung von Tayo Awosusi-Onutor, entstanden und wurde von RomaniPhen e.V. herausgegeben. Er ist in deutscher Sprache mit Untertiteln auf Deutsch, Englisch und Romanes verfügbar. Der Kurzfilm Zoralipe – Empowerment und das zugehörige Bildungsmaterial thematisieren Aktivismus als Empowermentstrategie. Der Kurzfilm ist 2020 im Rahmen des Projekts Neviphen – Onlineplattform für Romnja* Power, unter der Leitung von Tayo Awosusi-Onutor, entstanden und wurde von RomaniPhen e.V. herausgegeben. Er ist in deutscher Sprache mit Untertiteln auf Deutsch, Englisch und Romanes verfügbar.

Vier junge Mädchen erzählen im Kurzfilm über ihre gesellschaftlichen Veränderungswünsche und wie sie sich mit politischem Aktivismus, Theater spielen, Sprachunterricht auf Romanes oder Standrundgängen zur Geschichte der ->Sinti:zze und  -> Rom:nja, einsetzen und engagieren.

Eine empowernde Vorbildfunktion für die vier Aktivistinnen haben dabei die -> Bürger:innenrechtlerinnen  Ilona Lagrene, Petra Rosenberg, Fatima Hartmann und Anita Awosusi, welche sich und ihre Arbeit ebenfalls vorstellen. Es wird deutlich, wie sich die Generationen gegenseitig stärken

Im Kurzfilm werden Einblicke in Fragen nach Identität gegeben, Utopien und Zukunftsaussichten formuliert sowie die Bedeutung von generationsübergreifender politischer Arbeit als Empowerment deutlich.

Didaktisch und methodisch wird der Kurzfilm durch Gruppenarbeiten, Diskussionen und kritische Reflexionsanregungen begleitet.

ab Klasse 7 und für alle Interessierte

Die Geschichte der Kriminalisierung von Sinti:zze und Rom:nja und der Widerstand dagegen ist 2020 von Isidora Randjelović und Olga Gerstenberger gemacht worden. Die Selbstorganisation RomaniPhen erstellte eine begleitende Handreichung zu dem Film.

In 35 Minuten Filmlaufzeit geben -> Rom:nja und -> Sinti:zze Einblicke in komplexe Polizeigeschichte, Bürger:innenrechtsarbeit und eigene Erlebnisse. Die daraus resultierende Authentizi tät macht den Film zu einem wertvollen Unterrichtsmaterial, das dazu beiträgt, Sinti:zze und Rom:nja sichtbar(er) zu machen. Die Protagonistinnen in diesem Film sind die drei Menschenrechtlerinnen Anita Awosusi, Ilona Lagrene und Fatima Hartmann. Sie führen durch die vier thematischen Schwerpunkte des Dokumentarfilms: Die Polizei im Nationalsozialismus, Verfolgung von Sinti:zze und Rom:nja vor 1933, Kontinuität der Verfolgung nach 1945 und Bleiberechtsbewegung in den 1990er Jahren.

Didaktisch und methodisch wird der Kurzfilm durch Gruppenarbeiten, Diskussionen und kritische Reflexionsanregungen begleitet.

Schüler:innen ab 16 Jahren

Seit mehr als 600 Jahren leben Sinti:zze und Rom:nja in Deutschland. Trotz offizieller Selbstdefinition als Roma hält sich die Fremdbezeichnung gegen sie hartnäckig im deutschen Sprachgebrauch. Sie ist immer noch eine gängige Beleidigung auf dem Schulhof für Menschen, die vermeintlich unordentlich, schmutzig oder arm sind. Zudem fungieren die rassistischen Fremdbezeichnungen als Ware und Produkt einer romantisierten und rassistischen Fantasie und werden mit dem Leben von Rom:nja und Sinti:zze verknüpft. Gipsy Mode ist alle paar Jahre wieder auf den Laufstegen zu sehen, wird in die Schaufenster und dann in die Kleiderschränke gehängt. Bis heute werden sogenannte Volkslieder gesunden, die das glorifizierte Leben der Sinti:zze und Rom:nja besingen. Auch moderne Künstler:innen wie Lady Gaga oder die Spielemacher*innen von SIMS bedienen sich in ihren Inszenierungen an romantisierten, rassistischen Fantasien über Rom:nja und Sinti:zze. Romani Kinder und Jugendliche sind diesen rassistischen Stereotypen also alltäglich ausgesetzt.

Immer wieder entstehen in Deutschland Debatten, in denen darüber diskutiert wird, wer wen wie bezeichnen sollte. Immer wieder werden Sinti:zze und Rom:nja mit den jeweiligen rassistischen Fremdbezeichnungen konfrontiert. Auch Schwarze Menschen und andere PoCs erleben das regelmäßig. Oft werden Traditionen, Sprachgebrauch oder „keine böse“ Intention angeführt als vermeintliche Rechtfertigung. Angehörige der Dominanzkultur sind häufig bewusst oder unbewusst einen Überlegenheitsanspruch gewohnt. Das bezieht sich auf die Lebensweise, die Selbstinterpretation aber eben auch auf die Bilder, die von Anderen entworfen werden/ wurden. Zugehörige zur Dominanzkultur sind es gewohnt, die Deutungshoheit über ‚Andere‘ zu haben (ROMMELSPACHER 1998). In der Theorie scheint es einfach, Personen(gruppen) mit der von ihnen gewünschten Selbstbezeichnung anzusprechen. In der Praxis gestaltet sich dies jedoch oft als sehr schwierig. Doch woran liegt das? Beim Beispiel der Rom:nja und Sinti:zze könnte eine mögliche Erklärung in der Bagatellisierung des Rassismus gegen diesen Teil der Bevölkerung liegen. Auch eine fehlende Bereitschaft von Powersharing bietet eine weitere Erklärung, warum es vielen Menschen so schwerfällt, andere mit ihrer Selbstbezeichnung anzusprechen. Das führt dazu, dass der Schmerz, die Verletzungen und eventuelle Traumata, die mit der rassistischen Fremdbezeichnungen für die Betroffenen verknüpft sein können, ausgeblendet, ignoriert oder nicht ernstgenommen werden. Wie lässt es sich sonst erklären, dass die rassistische Fremdbezeichnung in Filmen, Musik und Alltagssprache genutzt wird? Dies alles geschieht, obwohl die Selbstbezeichnung Roma schon 1971, vom ersten internationalen RomaniKongress als Selbstbezeichnung gewählt und die rassistische Fremdbezeichnung als solche abgelehnt wurde.

Dieses Bildungsmaterial widmet sich diesem Thema. Im Zentrum der Einheit steht der Kurzfilm von „Romani Chaji: Wie wir genannt werden wollen“. Illustriert, geschrieben und gesprochen wurde er von Estera Iordan. 2021 veröffentlichte der RomaniPhen e.V. diesen Film. Die Comicfigur Romani Chaji erklärt den Zuschauenden, woher die rassistischen Fremdbezeichnungen für Sinti:zze und Rom:nja stammen. Romani Chaji greift dabei auch auf, warum die Begriffe rassistisch sind, was Menschen stattdessen sagen können, und gibt den Ratschlag, im Zweifel einfach nachzufragen, wie eine Person genannt werden möchte.