Vor allem feministische Rom:nja und Sinti:ze, wie Prof. Ceija Stojka (1933–2013), Melanie Spitta (1946-2005), Hildegard Lagrenne (1921– 2007) oder Philomena Franz (1922-2022), um nur einige wenige der Überlebenden des staatlich organisierten Völkermordes zu nennen, offenbaren eine Politisierung ihrer Biographen. Sie schrieben Bücher, drehten Dokumentarfilme und hielten Reden und Vorträge zu Rassismen gegen Rom:nja und Sinti:ze. Die Nachfolgegene-rationen feministischer Rom:nja und Sinti:ze, wie Anita Awosusi (1956), Fatima Hartmann Michollek (1959) oder Petra Rosenberg (1952) gründeten u.a. Selbstorganisationen, um gesellschaftliche Missstände, wie ungleicher Zugang zu Ressourcen, Verweigerung sozialer und politischer Macht und Teilhabe sowie alltäglicher und struktureller Rassismen anzuklagen. Politisierung der Biographie als Ermächtigungsstrategie und Rassismuskritik wird heute von jungen feministische Rom:nja und Sinti:zze betrieben. Die zentralen Forderungen und Inhalte der Arbeit sind die Bekämpfung von Rassismus, Sexismus und Diskriminierung von Sintize und Romnja und die Durchsetzung von Frauen und Partizipationsrechten. Doch zu fragen ist u.a.: Auf welche dominanzgesellschaftlichen Rassismen stoßen feministische Rom:nja und Sinti:zze heute? Welcher dominanzgesellschaftliche Preis wird feministischen Romnja und Sintizze abverlangt? Und, wie kann Romnja Feminismus mit einer eigenen Grammatik gelebt und praktiziert werden?
Prof. Dr. Elizabeta Jonuz ist Erzieherin, Diplom-Sozialpädagogin und Professorin für Migration und Internationales an der Hochschule Hannover. Sie war u.a. beteiligt an der Organisation des Kongresses „Upre Romnja“ in Köln (internationaler Kongress von Rom*nja und Sinti*zze, 1996) und Mitredakteurin der „Jekh Chib“, Materialien zur Situation der Roma in der BRD: Roma-Frauen in Bewegung. Gemeinsam mit Jane Weiß veröffentlichte sie 2020 die Studie „(Un-)Sichtbare Erfolge. Bildungswege von Romnja und Sintize in Deutschland“, Wiesbaden: Springer VS.